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kreiskreis
Persönlich
4.4.2020

Was tun wenn‘s nicht so läuft wie man sich das so schön vorgestellt hat?

"Elternwerden ist nicht schwer, Elternsein dagegen sehr"

Dieser altbackene Spruch geht mir in letzter Zeit immer wieder durch den Kopf.
Als Mama von vier Kindern und dazuhin mit dem Bewusstsein, dass wir die Verantwortung für unser Tun und Handeln tragen, komme ich im Alltag so manches mal ins Straucheln.
Ich komme aus der systemischen Familientherapie und weiß um den Einfluss der Vorfahren und deren Glaubensmuster auf die Nachkömmlinge. On top weiß ich auch, dass Gedanken Materie erschaffen und ich mit dem was ich meinen Kindern sage und wie ich BIN einen immensen Einfluss auf deren künftigen Blick auf das Leben habe.


Das ist schon krass.

Denn ich bin mittlerweile klar darüber, dass solche Konstrukte in unseren Köpfen wie „richtig“ und „falsch“, -„Lob und Tadel“, „Maßnahmen zur Erziehung“ sowas von überholt und dysfunktional sind für ein erfülltes Leben! Aber WIE um Himmels Willen setze ich das um, wenn das dreijährige den vierten Stuhl mit Kuli besudelt und der Junior mittags immernoch nicht aus seinen Zentner schweren Windeln raus will?
Ich habe x Bücher gelesen und weiß, dass eine Möglichkeit ist, das Kind einfach da ab zu holen und wahr zu nehmen wo es steht. So zum Beispiel zur Dreijährigen zu sagen: du möchtest malen. Ich gebe dir ein Blatt Papier oder diesen Karton.
Zum Sohn mit der herabhängenden stinkenden Windel: du möchtest die Windel jetzt lieber anlassen. Wir gehen raus und ich möchte dich anziehen. Dazu gehört die frische Windel.
Mit Geduld und Spucke und der Aufgabe des inneren Widerstandes gegen das scheinbar widerspenstige Verhalten der Kinder, welches nach aktuellen Forschungen als Individuationsphase beschrieben wird, bewegen die Kinder sich auch meist in die Richtung, die man selbst vorsieht.
Je mehr Druck,Widerstand und Emotionalität, umso dramatischer das Ende vom Lied und umso mehr Risse bekommt die Eltern -Kind- Bindung. Ha! Da ist sie wieder! Diese therapeuten Klausel! Wenn du dich menschlich verhältst und einfach keinen Nerv hast dem Widerstand in dir zu begegnen und das Alltagshirn dich hat, dann bist du dabei deine Beziehung zu deinem Kind kaputt zu machen.


Dieser Anspruch es immer heil zu machen, immer „richtig“, den haben wir in aller erster Linie erstmal an uns selbst. Dabei können wir nicht immer raus aus unserer Haut.
Der erste Schritt ist das Beobachten und Anerkennen dessen was IST ohne Bewertung:


Aha. Ich habe gerade mein Kind angemault anstatt ihm einfach ein Blatt Papier zu geben.


Der zweite Schritt ist die Anerkennung, dass es mir aufgefallen ist und das liebevolle mich selbst Umarmen! Dies ist meist der spannendste Part. Denn hier ist die Krux und das Paradox versteckt: wir suggerieren unseren Kindern Fehlverhalten. Weil wir tief in uns selbst denken wir verhalten uns falsch! Dann kommt die Selbstanklage: wie kann ich nur. Ich schlechter Mensch: und an diesem Punkt gilt es eben sich selbst zu lieben. Sich selbst mit Verständnis zu begegnen. Anstatt sich wieder zu erzählen: du depp! Schon wieder! Denn wenn wir uns mit Verständnis begegnen dann SIND wir Selbstliebe und leben diese den Kindern vor und kommen raus aus der Verurteilung, aus dem Denken es gebe richtig und falsch usw.
Das Anerkennen des Verhaltens vor dem Kind ist ein nächster möglicher Schritt. ‚Mama hat sich geärgert. Dabei sehe ich, dass du malen möchtest und gebe dir jetzt ein Blatt.‘


Ganz einfach: aussprechen was IST.


Und dann: durchatmen!